Reisebericht 2017

Besuch in Botosani - 04. bis 07. August

Auf dem Weg von Botosani zum Tierheim von Ador

 

Auch dieses Jahr sind wir wieder nach Rumänien geflogen.

Seit 2013 besuchen wir ein Mal im Jahr die Tierschützer vor Ort. Dieses Jahr also zum fünften Mal. Vieles kennen wir nun schon gut. Die Ankunft auf dem kleinen Flughafen in Iashi, die gut zweistündige Fahrt nach Botosani vorbei an kleinen Straßendörfern und weiten Landschaften.

Und natürlich das abendliche erste Treffen mit den Tierschützern, das auch schon ein Ritual darstellt. Obwohl wir uns mehrmals pro Woche das ganze Jahr über via Internet austauschen, ist diese persönliche Begegnung für uns alle wichtig. Gefreut hat uns besonders, dass wir auch Elena gleich am Abend unseres Ankunftstags gemeinsam mit den anderen Tierschützern treffen konnten. Elena hat sich mit Cristina seit 2011 intensiv um die Hunde im öffentlichen Tierheim gekümmert, ist fast täglich vor Ort gewesen. Durch eine schwere Erkrankung muss sie nun schon seit vielen Monaten pausieren, wie lange, kann wohl niemand sagen. Am nächsten Tag fuhr Elena dann für viele Wochen nach Bukarest, um sich hier einer Strahlentherapie zu unterziehen. Schon deshalb war unser erstes abendliches Treffen dieses Mal ganz besonders.

An diesem ersten Abend besprachen wir wie immer, wie unser "Arbeitsplan" in den nächsten Tagen aussehen sollte. Regina und ich verabredeten uns für den nächsten Morgen im Tierheim von Ador, dem sog. Victoria Shelter. Anni und Gabi wollten zusammen mit Cristina in das öffentliche Tierheim fahren.

Denn ein wichtiger Augenmerk unseres Aufenthaltes lag auch wie bei allen vorherigen Besuchen darauf, Hunde in beiden Tierheimen kennenzulernen und u.a. auch jene auszuwählen, die wir vorstellen und ggf. nach Deutschland kommen lassen möchten, sofern Pflegestellen oder Adoptanten sich für sie interessieren. Dabei ist die Einschätzung unserer Tierschutzkollegen wichtig, die die Hunde kennen und natürlich viel mehr sagen können, als uns dies aufgrund eines einmaligen Eindrucks möglich ist. Oft werden wir gefragt, ob das nicht schwierig sei, das Auswählen. Darauf gibt es nach all den Jahren immer wieder nur eine Antwort: Ja, es ist schwierig.

Das öffentliche Tierheim beherbergte während unseres Besuchs "nur" an die 600 Hunde, da offensichtlich auch die Hundefänger eine Sommerpause machen. Im Tierheim von Ador leben etwa 200 bis 250 Hunde. Wenn wir dann noch die Hunde von Florea, die wir während unseres Aufenthaltes auch besuchten, dazuzählen, dann kommen wir auf etwa 900 Hunde. Leider sind viele Hunde, vor allem im öffentlichen Tierheim, aber auch im Victoria Shelter oder bei Florea so scheu, so wenig mit Menschen sozialisiert und/ oder so unverträglich mit ihren Artgenossen, dass eine Vermittlung nach Deutschland hochproblematisch und in unseren Augen nicht sinnvoll wäre.
Doch auch wenn wir "nur" all die freundlichen und verträglichen Hunde vorstellen wollten, würde das unsere Möglichkeiten bei Weitem übersteigen. 

Im Victoria Shelter von Ador, das sich jedes Jahr mehr zu einem vollwertigen Tierheim nach europäischem Standard mausert, haben wir zuerst die neu eingerichtete Tierklinik und Krankenstation bewundert. 

 

Ein junges Tierärztepaar hat hier bereits vorübergehend Hunde und Katzen behandelt, für die Einstellung eines Tierarztes fehlt Ador im Moment noch das Geld, doch es wird schon rege über Alternativen nachgedacht. Die Tierklinik steht nun auf jeden Fall zum Arbeitseinsatz bereit.

Die nächsten zwei Tage galten dann dem Kennenlernen der vielen Hunde, die im Victoria Shelter schon so lange auf ihre Chance warten.

Gleiches galt für Annis und Gabis Einsatz im öffentlichen Tierheim, wobei deren Einsatz aufgrund des ohrenbetäubenden Lärms und der Vielzahl an eingesperrten Hunden um ein Vielfaches belastender war.
Gleich am ersten Morgen konnten Anni und Gabi die Anlieferung von 30 soliden Hundehütten verfolgen, die wir dank unserer Spender für die Hunde des öffentlichen Tierheims herstellen und liefern lassen konnten. 

 

Im Laufe des Tages machten sich Anni und Gabi dann nach ihren Rundgängen durch die vielen Zwingerreihen immer wieder mit unserem Mietwagen auf den Weg, kranke Welpen vom öffentlichen Tierheim am Rande Botosanis in die kleine Tierarztpraxis von Daniel Bejaniariu im Zentrum Botosanis zu bringen.

 

 

Gerade Welpen hatten und haben in diesem Lager die geringsten Überlebenschancen.

 

 

Auf unseren Fahrten zu den Tierheimen sahen wir während unseres Aufenthalts leider immer wieder kranke und verletzte Hunde, kleine Welpen, aber auch Mutterhündinnen mit ihrem Nachwuchs. Sowohl in der Stadt als auch an Ausfallstraßen und abgelegenen Gegenden.

In einem Waldstück fanden wir drei kurz zuvor ausgesetzte Katzenbabies, die qualvoll verhungert wären. Auf den Eingangsstufen eines Wohnhauses stießen wir auf eine kleine Katze mit zertrümmerter Hüfte, die ebenfalls verhungert wäre, da sie sich nicht mehr bewegen konnte. An einer Straßenecke fanden wir gleich einen ganzen Welpenwurf, immer wieder sahen wir abgemagerte Hunde und einzelne Welpen, die mutterseelenallein durch die Gegend liefen. Immer wieder hielten wir am Straßenrand, um gemeinsam mit Dana, der ersten Vorsitzenden von Ador, scheue Hunde zu füttern.


Egal wo man sich in und um Botosani bewegt, an jeder Ecke, vor jedem Haus, in jedem Graben muss man damit rechnen, auf Hunde und Katzen in größter Not zu stoßen.

 

 

Auch wenn deutlich weniger Hunde auf den Straßen zu sehen waren als noch 2013 und 2014, waren es doch immer noch genug, die früher oder später den Hundefängern in die Hände fallen würden. Manche davon haben wir mitgenommen und einige von ihnen wie Findus, Olivia und Otti durften inzwischen sogar schon nach Deutschland ausreisen.

Ottilia und  Felicitas warten jedoch noch immer auf ihre Chance auf eine eigene Familie.

Auf dem Weg zum Tierheim von Ador machten wir wie jeden Tag Halt bei den vielen Hunden, die angekettet an kurzen Ketten vor zumeist verlassenen Gebäuden ein tristes Dasein fristen und von Dana, der Vorsitzenden von Ador, jeden Tag gefüttert und mit Wasser versorgt werden.

Auch Florea haben wir natürlich wie alle die Jahre zuvor auch wieder besucht. Neben Nahrungsmitteln für Florea hatten wir 5 weitere Hundehütten im Gepäck, da die im Jahr zuvor dort aufgestellten Hütten (s. Bericht unter Aktuelles 2016) von den Hunden sehr gut angenommen worden waren.

Viele Hunde bei Florea sind ausgesprochen scheu und nähern sich Fremden nicht. Da Florea im Moment viele unkastrierte Hündinnen aufgenommen hat und wir eine Vermehrung gerne verhindern möchten, haben wir mit dem Tierarzt Daniel und Florea vereinbart, dass er die dort lebenden Hündinnen zeitnah kastrieren wird, was inzwischen auch geschehen ist. Von den sehr zutraulichen und freundlichen Hunden, die wir bei Florea kennenlernten, haben inzwischen schon zwei, Beppo und Axel, eine eigene Familie gefunden. Die überaus liebenswerte Hündin Minna, die mit ihren Welpen bei Florea Unterschlupf gefunden hat, wartet jedoch noch immer.

Wie immer war unser Aufenthalt sehr intensiv und vollgepackt mit Eindrücken, die uns noch weiter begleiten werden. 

Was uns dieses Mal aber einmal mehr ganz besonders deutlich wurde, war die belastende Situation unserer Tierschutzkollegen in Botosani. Eine Handvoll Menschen kümmert sich um Hunderte von Hunden. Jeden Tag retten sie Hunde- und Katzenleben und kämpfen gegen das schier unendliche Tierleid in dieser Stadt. Jeden Tag. Bei 40 Grad in der prallen Hitze und minus 30 Grad im kniehohen Schnee. Sie wissen, wenn sie nicht losfahren, zum öffentlichen Tierheim, in das Victoria Shelter, zu den verlassenen Ketten- und scheuen Straßenhunden, dann werden diese Hunde verhungern, verdursten oder im Winter erfrieren.

Andrea Brückner-Schoeler
für das gesamte Reiseteam
mit Regina Frie, Anni Neuberger und Gabi Eberhardt

 

 

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